Legionellen – die unsichtbare Gefahr

Die Trinkwasserverordnung fordert zum Schutz der Verbraucher eine regelmäßige Untersuchung der Wasserinstallation – denn wo der Grenzwert für Legionellen nicht überschritten wird, kann es erst gar nicht zu Erkrankungen kommen. Bei leichten Überschreitungen des Grenzwerts steigt das Infektionsrisikio für empfindliche Personen – Kinder, ältere Menschen, Raucher und Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder Schluckstörungen; stark erhöhte Legionellenkonzentrationen stellen auch für gesunde Menschen ein Risiko dar. Für das Jahr 2011 wurden beim RKI insgesamt 639 Erkrankungen gemeldet.

 

Allerdings schätzt das Kompetenznetzwerk für ambulant erworbene Pneumonien (CAPNETZ,) dass in Deutschland insgesamt fast 4 Prozent aller ambulant auftretenden Lungenentzündungen durch Legionellen hervorgerufen werden. Das bedeutet, dass statt der jährlich rund 600 gemeldeten Fälle von Legionärskrankheit womöglich 15.000 bis 30.000 Erkrankungen auftreten. Geht man von der Sterblichkeitsrate von 5 Prozent aus, liegt die Zahl der durch Legionellen verursachten Todesfälle zwischen 750 und 1500!

 

BIS ZU 30.000 ERKRANKUNGEN JÄHRLICH

Legionellen sind Bakterien, die fast überall im Wasser vorkommen – auch in unserem Trinkwasser. Solange sie nur vereinzelt auftreten, sind sie vollkommen harmlos. Bei Wassertemperaturen zwischen 25 und 45°C finden Legionellen jedoch optimale Bedingungen für ihre Vermehrung, und werden mit steigender Anzahl im Wasser eine ernste Gefahr für die Gesundheit. Wenn man die unsichtbaren Erreger mit dem Wasserdampf oder dem Sprühnebel beim Duschen einatmet, kann man sich mit einer gefährlichen Lungenerkrankung infizieren. Die Infektion kann ebenso über Klimaanlagen erfolgen.

 

Die Krankheit wurde erst 1977 entdeckt. Im Sommer 1976 waren bei einem Kongress ehemaliger US-amerikanischer Soldaten 180 von 4.400 Delegierten an einer Lungenentzündung erkrankt. Nachdem 29 Patienten gestorben waren, starteten Forscher die fieberhafte Suche nach dem Auslöser der Epidemie. Als sie aus dem Lungengewebe eines verstorbenen Veteranen das stäbchenförmige Bakterium isolierten, tauften sie die von ihm hervorgerufene Krankheit „Legionellose“ oder „Legionärskrankheit“.

 

Die Legionärskrankheit ist zwar heilbar – aber nur wenn sie auch als solche erkannt wird. Wird sie nicht rechtzeitig gezielt behandelt, kann sie tödlich enden. Nach einer Statistik des Robert Koch Instituts (RKI) nahmen im Jahr 2011 knapp 5 Prozent der Krankheitsfälle diesen tragischen Verlauf.

 

INFEKTIONSRISIKO MINIMIEREN

Jeder Betreiber einer Wasserinstallation kann Maßnahmen ergreifen, um die Zahl der Legionellen möglichst gering zu halten. In modernen, gut gewarteten Leitungssystemen finden die Erreger nur schwer einen Nährboden. Außerdem sollte die Temperatur am Warmwasserbereiter auf 60°C eingestellt sein und im gesamten Leitungssystem 55°C nicht unterschreiten – denn bei hohen Temperaturen stagniert das Legionellenwachstum, ab 60°C sterben die Bakterien sogar ab.

 

Als Verbraucher sollte man darauf achten, alle Leitungen in der Wohnung bzw. im Haus regelmäßig durchzuspülen. Die Hähne im selten genutzten Gästebad oder der bis auf wenige Sommertage stillgelegte Anschluss im Garten sind ideale Brutstätten für Legionellen. Wer diese Wasserhähne regelmäßig aufdreht und die Leitungen gründlich durchspült, beugt der Vermehrung der Bakterien wirksam vor. Das sollte man übrigens auch tun, wenn man nach mehrwöchiger Abwesenheit wieder in die eigene Wohnung zurückkommt: Fenster öffnen, Hähne aufdrehen und den Raum für einige Minuten verlassen, während das Wasser läuft.